Zend_Controller_Front
implementiert ein Front
Controller-Entwurfsmuster, das in Model-View-Controller
(MVC)-Anwendungen verwendet wird. Seine Aufgabe ist, die Abfrage-Umgebung
zu initialisieren, die eingehende Abfrage zu routen und dann die Anfrage an alle
angefragten Aktionen weiterzuleiten (das alles zusammen wird auch dispatchen
genannt); er fasst alle Antworten zusammen und gibt sie zurück, wenn der Prozess
beendet ist.
Zend_Controller_Front
implementiert auch das Singleton-Entwurfsmuster
, das heißt nur eine einzige Instanz dieser Klasse darf zu jedem Zeitpunkt
existieren. Das ermöglicht es auch, dass der Front-Controller als Registry fungiert, in
der alle anderen Objekte des Prozesses Daten persistent speichern können.
Zend_Controller_Front
registriert einen Plugin-Broker in der Registry, die er
selber ist, was es erlaubt, verschiedene Events, die er auslöst, von den Plugins
überwachen zu lassen. In den meisten Fällen gibt das dem Entwickler die Möglichkeit,
einen maßgeschneiderten Dispatch-Prozess zu entwerfen, ohne den Front-Controller
erweitern zu müssen um Funktionalität hinzuzufügen.
Als ein absolutes Minimum, um zu funktionieren, braucht der Front-Controller den Pfad zu einem oder mehreren Verzeichnissen, die Action-Controller enthalten. Verschiedene Methoden können auch noch aufgerufen werden, um die Front-Controller-Umgebung und die seiner Hilfsklassen anzupassen.
Standardverhalten
Standardmäßig lädt der Front-Controller sowohl das ErrorHandler-Plugin als auch das ViewRenderer-Action-Helper-Plugin. Diese sind dafür geschrieben, Fehlerbehandlung bzw. das Rendern von Views in den Controllern zu vereinfachen.
Um den ErrorHandler abzuschalten, kann der folgende Code an
jeder Stelle vor dem Aufruf der dispatch()
-Methode des
Front-Controllers ausgeführt werden:
// Error-Handler-Plugin abschalten: $front->setParam('noErrorHandler', true);
Um den ViewRenderer abzuschalten muss wiederum der folgende
Code vor dem dispatch()
ausgeführt werden:
// Den ViewRenderer Action-Helper deaktivieren: $front->setParam('noViewRenderer', true);
Der Front-Controller hat etliche Zugriffsmethoden, die benutzt werden können, um seine Umgebung zu konfigurieren. Jedoch gibt es drei grundlegende Methoden, die entscheidend für die Funktionalität des Front-Controllers sind:
getInstance()
wird benutzt, um eine Front-Controller
Instanz zu erhalten. Da der Front-Controller das Singleton-Entwurfsmuster
implementiert, ist das auch die einzige Möglichkeit, ein Front-Controller-Objekt zu
erhalten.
$front = Zend_Controller_Front::getInstance();
setControllerDirectory()
wird benutzt, um dem Dispatcher
zu sagen, wo er nach Action-Controller-Klassendateien suchen
soll. Sie akzeptiert sowohl einen einzelnen Pfad als auch ein Array aus
Modul und Pfadpaaren.
Ein Paar Beispiele:
// Standard-Controller-Verzeichnis setzen: $front->setControllerDirectory('../application/controllers'); // Einige Modul-Ordner auf einmal setzen: $front->setControllerDirectory(array( 'default' => '../application/controllers', 'blog' => '../modules/blog/controllers', 'news' => '../modules/news/controllers', )); // Den Ordner für das Modul 'foo' hinzufügen: $front->addControllerDirectory('../modules/foo/controllers', 'foo');
Anmerkung
Wenn addControllerDirectory()
ohne einen Modulnamen
verwendet wird, setzt sie den Ordner für das Modul default
-- und überschreibt einen Pfad, der vorher gesetzt wurde.
Die aktuellen Einstellungen für den/die Controller-Ordner können mit
getControllerDirectory()
abgerufen werden; das gibt ein
Array mit Modul- und Verzeichnispaaren zurück.
Ein Aspekt des Front-Controllers ist, dass man für die Erstellung von alleinstehenden Komponenten eine modulare Verzeichnisstruktur definieren kann; diese werden "Module" (modules) genannt.
Jedes Modul sollte in seinem eigenen Verzeichnis sein und die Verzeichnisstruktur
des Standardmoduls spiegeln -- z.B., sollte es mindestens ein
/controllers/
Unterverzeichnis haben und typischerweise ein
/views/
Unterverzeichnis und andere Anwendungsverzeichnisse.
addModuleDirectory()
erlaubt es, den Namen des
Verzeichnisses zu übergeben, der ein oder mehrere Modulverzeichnisse enthält. Er
scannt dieses dann und fügt es den Controllerverzeichnissen des Front-Controllers
hinzu.
Später, wenn man den Pfad zu einem speziellen Modul oder dem aktuellen Modul
eruieren will, kann getModuleDirectory()
aufgerufen werden
und optional ein Modulname übergeben werden, für welches das spezielle
Modulverzeichnis geholt werden soll.
dispatch(Zend_Controller_Request_Abstract $request = null,
Zend_Controller_Response_Abstract $response = null)
erledigt die Schwerstarbeit des Front-Controllers. Sie nimmt als Parameter optional
ein Anfrage-Object und/oder ein Antwort-Objekt entgegen,
was es dem Entwickler erlaubt, wahlweise eigene Objekte für diese beiden Aufgaben zu
bestimmen.
Wenn kein Anfrage- oder Antwort-Objekt angegeben werden, wird
dispatch()
nach vorher registrierten Objekten suchen und
diese benutzen oder Standardversionen für seinen Prozess instanzieren (in beiden
Fällen wird der HTTP-Dialekt als Standard benutzt).
Auf ähnliche Art sucht dispatch()
nach registrierten Router- und Dispatcher-Objekten und instanziert
die Standardversionen wenn keine gefunden werden.
Der Dispatch-Prozess hat drei verschiedene Schritte:
Routing
Dispatching
Antwort
Das Routing geschieht genau einmal, indem die Werte aus dem Anfrageobjekt benutzt,
die zum Zeitpunkt des Aufrufes von dispatch()
vorhanden
waren. Das Dispatchen geschieht in einer Schleife; eine Anfrage kann entweder
melden, dass es mehrere Aktionen gibt, die ausgeführt werden sollen, oder der
Controller oder ein Plugin können das Anfrageobjekt zurücksetzen, um zu erzwingen,
dass noch zusätzliche Aktionen ausgeführt werden sollen. Wenn alles erledigt ist,
gibt der Front-Controller eine Antwort zurück.
Zend_Controller_Front::run($path)
ist eine statische
Methode, die einfach einen Pfad zu einem Verzeichnis, das Action-Controller
enthält, als Parameter akzeptiert. Sie holt sich eine Front-Controller-Instanz (mit
getInstance()),
registriert den angegebenen Pfad mit setControllerDirectory(),
und dispatcht
schlussendlich.
Im Grunde ist run()
eine Komfort-Methode, die für
Seitenkonstellationen benutzt werden kann, die keine Anpassung der
Front-Controller-Umgebung benötigen.
// Front-Controller instanzieren, Controller-Verzeichnis setzen // und dispatchen in einem einfachen Schritt: Zend_Controller_Front::run('../application/controllers');
Zusätzlich zu den oben aufgelisteten Methoden gibt es eine Menge Zugriffsmethoden, die benutzt werden können, um die Front-Controller-Umgebung zu beeinflussen -- und damit die Umgebung der Klassen, an die der Front-Controller seine Arbeit weiterleitet.
-
resetInstance()
wird benutzt, um alle aktuellen Einstellungen zu löschen. Ihr hauptsächlicher Nutzen sind Testfälle, aber sie kann auch für Fälle benutzt werden, in denen mehrere Front-Controller-Ausführungen aneinander gehängt werden sollen. -
setDefaultControllerName()
undgetDefaultControllerName()
erlauben es, dem Front-Controller einen anderen Namen für den Standard-Action-Controller mitzugeben (ansonsten wird 'index' benutzt), bzw. den aktuellen Wert herauszufinden. Diese Funktionen leiten die Anfragen an den Dispatcher weiter. -
setDefaultAction()
undgetDefaultAction()
erlauben analog, den Standard-Aktionsnamen zu setzen - ohne Einstellung wird 'index' verwendet - und den aktuellen Wert auszulesen. Auch diese beiden leiten an den Dispatcher weiter. -
Mit
setRequest()
undsetRequest()
kann die Request Klasse oder das Objekt, das während des Dispatch-Prozesses verwendet wird und um das aktuelle Objekt zu erhalten. Wenn das Requestobjekt gesetzt wird, kann ein Request-Klassenname übergeben werden, und in diesem Fall wird die Methode die Klassendatei laden und sie initialisieren. -
Mit
setRouter()
sowiesetRouter()
kann auf die gleiche Art der Klassenname bzw. das Objekt übergeben bzw. zurückgegeben werden, das beim dispatchen als Router verwendet wird.Wenn nach dem Router-Objekt gefragt wird, wird erst überprüft, ob eines existiert. Wenn nicht, wird der Standard-Router (der Rewrite-Router) instanziert und zurückgegeben.
-
setBaseUrl()
undgetBaseUrl()
erlauben es, die Basis URL zu setzen, die beim Routen der Anfrage außen vor gelassen wird, sowie den aktuellen Wert dieser Einstellung zu erhalten. Diese URL wird dem Request-Objekt erst direkt vor dem Routing bekannt gemacht. -
setDispatcher()
undgetDispatcher()
kann die Dispatcher-Klasse oder das Dispatcher-Objekt setzen, das den Dispatch-Prozess übernimmt. Wie oben, so kann auch hier ein Klassenname oder ein Objekt übergeben werden; die get-Methode gibt in jedem Fall ein Objekt zurück.Wenn das Dispatcher Objekt empfangen wird, wird erst überprüft, ob bereits ein Dispatcher existiert, wenn nicht, wird der Standard-Dispatcher instanziert und zurückgegeben.
-
Über
setResponse()
undgetResponse()
kann das Antwort-Objekt gesetzt bzw. erhalten werden. Auch hier kann wieder ein Klassenname oder ein Objekt übergeben werden. -
Mit
registerPlugin(Zend_Controller_Plugin_Abstract $plugin, $stackIndex = null)
können Front-Controller-Plugins registriert werden. Über den optionalen$stackIndex
kann kontrolliert werden, in welcher Reihenfolge die Plugins ausgeführt werden. -
unregisterPlugin($plugin)
kann registrierte Plugin-Objekte entfernen.$plugin
kann entweder ein Plugin-Objekt oder eine Zeichenkette sein, welche die Klasse des zu entfernenden Plugins angibt. -
Mit
throwExceptions($flag)
wird festgelegt, ob Exceptions (Ausnahmen), die während des Dispatch-Prozesses von Plugins, Controllern, Hilfsklassen etc. geworfen werden. Als Standardeinstellung werden Exceptions gefangen und im Antwort-Objekt gespeichert. Das Einschalten vonthrowExceptions()
überschreibt dieses Verhalten.Mehr Informationen gibt es hier: MVC Exceptions.
-
returnResponse($flag)
stellt ein, ob die Antwort nachdispatch()
vom Front-Controller zurückgegeben werden soll (TRUE
) oder ob er sie automatisch ausgibt (FALSE
). In der Standardeinstellung wird die Antwort automatisch ausgegeben (durch Aufruf vonZend_Controller_Response_Abstract::sendResponse()
); das Einschalten vonreturnResponse()
ändert das.Gründe, die Antwort zurückzugeben, wären zum Beispiel der Wunsch, nach Fehlern zu suchen, bevor die Antwort ausgegeben wird, das Logging verschiedener Aspekte der Antwort (bspw. HTTP-Header), etc.
In der Einführung haben wir erwähnt, dass der Front-Controller auch als eine Registry für die verschiedenen Controller-Komponenten fungiert. Das macht er über eine Gruppe von "param"-Methoden, de es erlauben, beliebige Daten -- Objekte und Variablen -- im Front-Controller zu registrieren, die dann zu jeder Zeit im Dispatch-Prozess abgerufen werden können. Diese Werte werden weitergegeben an den Router, den Dispatcher und an die Aktions-Controller. Diese Methodengruppe besteht aus:
-
setParam($name, $value)
setzt einen einzelnen Parameter mit dem Namen$name
und dem Wert$value
. -
setParams(array $params)
setzt mehrere Parameter auf einmal mit Hilfe eines assoziativen Arrays. -
getParam($name)
gibt den Parameter$name
zurück. -
getParams()
gibt eine komplette Liste mit allen gesetzten Parametern zurück. -
clearParams()
kann einen Parameter löschen (wenn eine Zeichenkette mit einem gültigen Namen übergeben wird), mehrere benannte Parameter (wenn ein Array mit mehreren Parameter-Namen übergeben wird) oder alle (wenn nichts übergeben wird).
Es gibt mehrere vordefinierte Parameter, die ebenfalls gesetzt werden können und die speziellen Einfluss auf den Dispatch-Prozess haben:
-
useDefaultControllerAlways wird benutzt, um dem Dispatcher zu sagen, dass er, wenn er einen Fehler beim Dispatchen feststellt - also ein Modul / einen Controller / eine Aktionsmethode nicht findet, automatisch den Startseiten-Controller im Modul default benutzen soll. Standardmäßig ausgeschaltet.
Siehe das Kapitel MVC Exceptions denen man begegnen kann für detailliertere Informationen über die Benutzung dieser Einstellung.
-
disableOutputBuffering sagt dem Dispatcher, dass er keinen Ausgabepuffer benutzen soll, um die Ausgabe, die von den Action-Controllern generiert wird, abzufangen. Standardmäßig werden sämtliche Ausgaben abgefangen und im Antwort-Objekt gespeichert.
-
Wenn noViewRenderer auf
TRUE
steht, wird der ViewRenderer abgeschaltet. -
noErrorHandler auf
TRUE
schaltet das ErrorHandler-Plugin ab.
Um den Front-Controller zu erweitern, muss als Minimalanforderung auf jeden Fall
die Methode getInstance()
überschrieben werden:
class My_Controller_Front extends Zend_Controller_Front { public static function getInstance() { if (null === self::$_instance) { self::$_instance = new self(); } return self::$_instance; } }
Das Überschreiben der getInstance()
-Methode sorgt dafür, dass
folgende Aufrufe von Zend_Controller_Front::getInstance()
eine
Instanz der neuen Subklasse zurückgeben anstatt einer
Zend_Controller_Front
-Instanz -- das ist speziell für einige der
alternativen Router und View-Helfer nützlich.
Typischerweise muss der Front-Controller nicht erweitert werden, es sei denn, es ist gewünscht, neue Funktionalität (wie zum Beispiel einen Plugin-Autoloader oder einen Weg, Action-Helper-Pfade anzugeben) hinzuzufügen. Einige Gelegenheiten, bei denen das Standardverhalten geändert werden könnte, wären zum Beispiel die Art, wie Controller geladen oder deren Pfade gespeichert werden, oder welcher Standard-Router und/oder Dispatcher benutzt werden.